Bayerisch-Tschechisches Wirtschaftsfrühstück zum Thema „Scheitern“ in Freyung
Freyung. Eng und heiß. So beschrieb der Generalsekretär des Wirtschaftsbeirats Bayern, Michael Hinterdobler, die derzeitige wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien. Dementsprechend groß war der Andrang auch beim bayerisch-tschechischen Wirtschaftsfrühstück in Freyung, das die Europaregion Donau-Moldau (EDM) in Kooperation mit dem Landkreis Freyung-Grafenau am Montag veranstaltet hatte.
Weit über 100 Unternehmer aus Bayern und Tschechien folgten der Einladung, um sich im Landgasthof Brodinger auszutauschen – sodass „eng und heiß“ auch auf den vollbesetzten Saal bei hochsommerlichen Temperaturen zutraf.
Zu Beginn wurden die Teilnehmer von Johannes Gastinger, Wirtschaftsreferent des Landkreises, und Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern-Böhmen, begrüßt. Auch Landrat Sebastian Gruber freute sich, dass dieses Format, das bereits zum dritten Mal veranstaltet wurde, so großen Anklang fand. „Die Beziehungen zwischen München und Prag sind von großer Bedeutung, aber viel wichtiger ist, dass sich die Menschen in der Region begegnen und vor Ort an einem gemeinsamen Wirtschaftsraum arbeiten“, so Gruber. „Je mehr wir kooperieren, desto stärker werden wir“, ist auch die Überzeugung von Euregio-Geschäftsführer Kaspar Sammer, der sich freute, dass neben Manuela Königbauer, an der Regierung von Niederbayern zuständig für Wirtschaft, Landesentwicklung, Heimat und Verkehr, auch Michael Hinterdobler als hochkarätiger Gast gekommen war.
Hinterdobler war lange zuständig für Europapolitik in der Bayerischen Staatskanzlei und danach Leiter der bayerischen Vertretung in Brüssel. Nun lenkt er seit Kurzem den Wirtschaftsbeirat Bayern und in dieser Funktion hob er beim Wirtschaftsfrühstück die vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Bayern und Tschechien hervor. So haben rund 150 bayerische Firmen Niederlassungen im Nachbarland, insgesamt sind 68.000 tschechische Staatsangehörige bei bayerischen Firmen angestellt, etwa 25.000 von ihnen pendeln täglich nach Bayern. Mit der „Politik der Öffnung“ in Tschechien seien „Goldene Zeiten der Zusammenarbeit“ angebrochen, ist Hinterdobler überzeugt. Man stehe zudem vor ähnlichen Herausforderungen. „Wir brauchen etwas weniger Staat und mehr Eigenverantwortung bei den Unternehmen – dazu gehört auch der dringend notwendige Abbau von Bürokratie für die Unternehmer.“ Wohlstand in der Zukunft könne es nur geben, wenn man an grenzüberschreitendem Austausch, an den europäischen Institutionen sowie an den transatlantischen Bündnissen festhalte, so Hinterdobler.
„Scheitern als Weg zu Innovationen“ war das Thema des Hauptvortrags von Tomáš Studeník aus Prag. Der Innovator, Gründer und Autor hat das Format „Fuckup Night“ nach Tschechien gebracht. Zwei Bücher von ihm erschienen bisher über die Kunst des Misserfolges und auch in Freyung machte er klar: „Die Welt ist nicht immer nur perfekt, wir sind auch Menschen und sollten unsere Misserfolge zeigen.“ Er selbst war mit einer App gescheitert und beschrieb den Zuhörern einige Methoden, wie man durch gezielte Fragestellungen zu einer Innovation kommen kann.
Die Unternehmer aus beiden Ländern verfolgten die Ausführungen mit großem Interesse und auch die Nachfragen zeigten, dass die Veranstalter mit dem Thema ins Schwarze getroffen hatten. Beim gemütlichen Weißwurstfrühstück und anschließendem gemeinsamen Volksfestbesuch klang das Bayerisch-Tschechische Wirtschaftsfrühstück schließlich aus. Viele der Besucher werden sich spätestens am 13. Oktober 2026 wieder treffen, wenn in den Stadthallen der 7. Bayerisch-Tschechische Unternehmertag stattfindet. „Wir stellen fest, dass es neben immer neuen interessierten Teilnehmer auch einige Stammgäste gibt, die unsere Veranstaltungen regelmäßig besuchen und sie zum grenzüberschreitenden Netzwerken nutzen. Genauso soll es sein“, freute sich Jaroslava Pongratz über das gelungene Wirtschaftsfrühstück.
Bildunterschrift:
Sebastian Gruber, Landrat von Freyung-Grafenau (v. l.), Michael Hinterdobler, Generalsekretär Wirtschaftsbeirat Bayern, Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern – Böhmen, Manuela Königbauer, Regierung von Niederbayern,
Tomáš Studeník, Keynote Speaker, Johannes Gastinger, Wirtschaftsförderer LK Freyung-Grafenau, Kaspar Sammer, Geschäftsführer Euregio und Geschäftsführer Europaregion Donau-Moldau Niederbayern.
Foto:
EDM